Kormoran, Phalacrocorax carbo, Cormorant, Grand Cormoran
Tonaufnahmen: J. C. Roché, Karl-Heinz Dingler, Text: Christian Fackelmann
Insgesamt 11 Titel - Spieldauer ca. 10 Minuten
DOWNLOAD-INHALT (Spieldauer der Titel in Min:Sek):
1) Vogelkonzert und Kormoranrufe am Rhein - 2:29
2) Rufe und Abflug einiger Vögel - 0:14
3) Rufe verschiedener Vögel an bayerischem Gewässer - 2:02
4) Rufe verschiedener Vögel - 0:30
5) Balz auf dem Nest - 0:45
6) Balz auf dem Nest - 0:12
7) Balz auf dem Nest - 0:31
8) Rufe eines Weibchens vom Nest - 0:47
9) Rufe - 0:22
10) Rufe in einer Brutkolonie - 0:31
11) Rufe an einem großen Schlafplatz im Winter - 0:28
Während der Kormoran vor hundert Jahren in Mitteleuropa kurz vor dem Verschwinden stand, haben sich die Bestände seitdem aufgrund von Schutzmaßnahmen stark vermehrt und die ihnen zusagenden Habitate wiederbesiedelt. Auch in Bayern siedelten sich vor drei Jahrzehnten die ersten Brutpaare an. Inzwischen gibt es kopfstarke Kolonien – vor Allem am Ammersee, Chiemsee und den Ismaninger Speichersee - von denen einige der hier zu hörenden Aufnahmen stammen. Die restlichen Aufnahmen entstanden an verschiedenen Ruhe- und Brutplätzen in Frankreich.
An praktisch allen größeren Gewässern Mitteleuropas kann man heute wieder die Flugformationen der Wasserraben beobachten. Die in langen Linien oder in Keilformation niedrig über das Wasser dahinfliegenden schwarzen Vögel erfreuen die Vogelbeobachter, während sie von den Fischern eher misstrauisch beäugt werden. Kormorane sind zu allen Jahreszeiten gesellig und daher entsprechend auffällig. Im März treffen die Altvögel an den Brutplätzen ein. Die Nistplätze an den Küsten befinden sich zumeist in Klippen oder am Boden, wogegen das Nest im Binnenland auf Bäumen in Gewässernähe errichtet wird. Während die Stimme des Kormorans sonst kaum zu hören ist, herrscht in den Brutkolonien und an den Schlafplätzen ständiger Lärm. Ein Durcheinander von kehligen, krächzenden und gurgelnden Lauten in einer größeren Kolonie macht es fast unmöglich die Lautäußerungen eines einzelnen Vogels herauszuhören.
Der Brutplatz wird durch das Männchen gewählt. Im Nest sitzend beginnt dieses dann mit einem auffälligen und lauten Balzspiel: dabei werden Kopf und Schwanzfedern aufgerichtet und die halb geöffneten Schwingen geschlagen, wobei die hellen Kehl- und Flankenflecken präsentiert werden („Flaggen“). Zum Abschluss wird der Kopf unter Rufen auf den Rücken geworfen („Gurgeln“). Während der Aufforderung zur Paarung sind tiefe, gurrende Laute zu hören. Daneben werden ankommende Partner mit lautstarken Rufreihen begrüßt und fremde Vögel, welche den Paaren zu nahe kommen, oder Nistmaterial klauen wollen mit heftigem Fauchen zurückgewiesen. All diese Lautäußerungen ergeben die typische Lärm-Kulisse einer Kormorankolonie. Durch die regelmäßige Vergesellschaftung mit anderen Wasservögeln erhält jede Kolonie durch deren Rufe ihren eigenen speziellen „Soundcharakter“ - je nach Brutplatz und Lebensraum.
Nach vierwöchiger Brutzeit schlüpfen die in der Regel drei bis vier Jungvögel. Zwischen den dumpfen Rufen der Altvögel sind nun auch die quietschenden Bettelrufe der Jungen ständig in der Kolonie zu hören. Unermüdlich bringen die Altvögel Fische heran, die sie im Nest auswürgen. Die größeren Jungvögel holen sich das Futter direkt aus dem Kehlsack der Eltern. Die Jungvögel wachsen schnell, verlassen das Nest etwa zwei Wochen bevor sie die Flugfertigkeit erlangen und schließen sich zu größeren Schulen zusammen. Danach sind sie noch weitere zwei bis drei Monate auf die Altvögel angewiesen bis sie schließlich selbständig werden. Dann sind sie nicht nur kräftige Flieger, sondern auch in der Lage über eine Minute unter Wasser zu bleiben. Ein im Verhältnis zu anderen Wasservögeln schwereres Skelett und die besondere Struktur der Federn, die wasserdurchlässig sind und somit den Auftrieb verringern, ermöglichen den Kormoranen auch in Tiefen nach Beute zu jagen in die andere Wasservögel nicht vorstoßen. Als Preis für diesen Vorteil müssen die Vögel nach jedem Tauchgang ihr Gefieder trocknen. Fast regungslos und mit ausgebreiteten Schwingen in Richtung Sonne stehen sie dann auf Felsen, Pfosten oder dürren Ästen in der für Kormorane charakteristischen Haltung.
Bereits im Sommer entfernen sich die Jungvögel von den Brutkolonien und vagabundieren umher. Zu den hiesigen Brutvögeln gesellen sich im Spätherbst Trupps aus nördlichen und östlichen Populationen um an eisfreien Gewässern zu überwintern. Dabei kommt es zu großen Ansammlungen und Massenschlafplätzen, zuerst an den Küsten und später - nach Winterfluchtbewegungen - auch im Binnenland.
Hörproben
- 5. Kormoran Balz
- 10. Kormoran Brutkolonie