Kranich, Grus grus, Common Crane, Grue cendrée
Tonaufnahmen: Immo Tetzlaff
11 Titel - Spieldauer insgesamt 58:43 Min.
Die Rufe der Kraniche - In Uckermärkischen Kranichrevieren
Das laute Trompeten einer in Keilformation ziehenden Kranichtrupps lässt nicht nur Ornithologen wehmütig und voller Faszination zum Himmel hoch schauen. Lange Zeit waren die großen Schreitvögel äußerst selten und außer auf dem Zug in unseren Breiten kaum zu sehen.
Nach einem Tief in den siebziger Jahren haben sich die Bestände jedoch aufgrund von Schutzmaßnahmen gut erholt. Auch der Bestand im Norden Deutschlands hat sich seitdem auf gut 6000 Brutpaare verzehnfacht. Vor allem in den dünn besiedelten und seenreichen Gebieten Brandenburgs und Mecklenburgs finden die Vögel ruhige und abgelegene Brut- und Schlafplätze. In dem weiten Land zwischen Elbe und Oder gibt es noch ausgedehnte Moore, Feuchtgebiete und Bruchwälder, wie im Naturpark Uckermärkische Seen wo diese Aufnahmen entstanden. Gut die Hälfte der Fläche der Uckermark steht unter Naturschutz und bietet einer Vielzahl von Fischarten, Limikolen und ornithologischen Besonderheiten wie Seeadler, Schwarzstorch und eben dem Kranich eine sichere Heimat.
Die Wintermonate verbringt die Masse der Kraniche heute in Spanien und Frankreich. Nur noch ein geringer Teil fliegt weiter nach Portugal und Marokko.
DOWNLOAD-INHALT (Spieldauer der Titel in Min:Sek):
1) Kraniche im Brutrevier - 1:18
2) Kraniche im Brutrevier - 3:22
3) Rufe der Altvögel mit Konzert der Gartenvögel - 2:51
4) Einflug ins Schlafgewässer - 4:48
5) Nachzügler - 8:04
6) Eintreffen der letzten Kraniche - 4:40
7) Unruhe am Morgen und Abflug - 10:16
8) Angriff eines Seeadlers - 1:56
9) Abflug von Gänsen aus dem gemeinsamen Schlafgewässer - 4:55
10) Tumult beim morgendlichen Abflug - 11:05
11) Abflug der letzten Kraniche - 5:30
Wenn die heimischen Brutvögel im Laufe des Februars an den Brutplätzen in der Uckermark eintreffen, sind sie in der Regel bereits verpaart. Bis zum Brutbeginn halten sich die Paare auf ihren Nahrungsflächen nahe dem Brutplatz auf. Bereits in den frühen Morgenstunden, zusammen mit den ersten Singvogelgesängen beginnen die Paare im Duett zu rufen (Titel 1- 2).
Während der Balz stellen die Partner mit steigender Erregung die zu einer Schleppe verlängerten Armschwingen (Humeralfedern) auf um noch größer und imposanter auszusehen, neu verpaarte Vögel zeigen Luftsprünge, Flügelschlagen und Pirouetten. Das als "Kranichtanz" bekannte Balzritual wird von weithin hörbarem Trompeten begleitet. Eine Besonderheit der Echten Kraniche (Gruinae) macht diese Stimmgewalt möglich: Die Luftröhre ist stark vergrößert und insgesamt so lang wie der Vogel selbst. Bei älteren Paaren - wie in unserem Falle - bleibt der Tanz aus und es kommt gleich zur Kopulation, gefolgt von ausgiebiger gegenseitiger Gefiederpflege.
Das Nest wird zum Schutz vor Bodenfeinden im kniehohen Wasser in Mooren und Sümpfen - hier in einem Erlenbruch - gebaut. Dazu wird Pflanzenmaterial aus der Umgebung angehäuft.
Während der einmonatigen Brutzeit sind die Kraniche scheue, versteckt lebende Vögel und besonders störempfindlich. Von einem alten Forsthaus in der Nähe des Erlenbruchs kann man hin und wieder die entfernten Rufe der Altvögel vernehmen, teilweise übertönt vom Konzert der Gartenvögel (Titel 3). Wenige Tage nach dem Schlupf wird das Nest verlassen, die Jungvögel suchen selbst nach Nahrung. Im Alter von zehn Wochen kann der Nachwuchs fliegen.
Im Frühherbst schließen sich die Kranichfamilien zu größeren Gruppen zusammen und nächtigen an Gemeinschaftsschlafplätzen, zumeist flache, offene Gewässer die den Vögeln guten Überblick und Sicherheit vor Bodenfeinden bieten. In der Abenddämmerung erscheinen die ersten Kranichfamilien an einem der vielen Uckermärckischen Seen und landen im Flachwasser (Titel 4).
Unter das lauten Trompeten der Altvögel mischen sich die hohen, trillernden Rufe der Jungvögel. Bis zur völligen Dunkelheit fliegen Nachzügler heran. Durch ihre typischen Flugrufe kündigen sie sich bereits entfernt an und werden von den bereits im Schlafgewässer stehenden Vögeln lautstark begrüßt (Titel 5-6). Aus den umliegenden Wäldern hört man die Schreie der Rothirsche. Die Brunftzeit beginnt.
Der morgendliche Aufbruch vom Schlafplatz verläuft recht unruhig und unter ständigem Trompeten (Titel 7). Die Rufe bereits fliegender Scharen vermischen sich mit den Fluggeräuschen startender Vögel und den Rufen der noch im Wasser stehenden Gruppen. Der plötzliche Angriff eines Seeadlers schreckt die letzten am Schlafplatz verbliebenen Kraniche auf und wird mit lautem Warnen und tiefen gurgelnden Rufen der bedrängten Vögel quittiert (Titel 8).
Es ist Oktober geworden. Die Zahl der rastenden Kraniche hat ihren Höhepunkt erreicht. Mehr und mehr Vögel aus Skandinavien und dem Baltikum treffen an den Sammelplätzen im Norden Deutschlands ein. Die Gesamtzugstrecke wird in Etappen geflogen, dazwischen werden längere Stopps an traditionellen Rastplätzen eingelegt. Deutschland ist ein Hauptdurchzugsland für Kraniche - an mehreren Sammelplätzen im äußersten Norden Deutschlands wurden in den letzten Jahren weit über 60.000 Vögel gezählt.
Unübersehbare Kranichscharen und einige tausend Blässgänse stehen dicht an dicht im Flachwasser. Als sich die Gänse in der Morgendämmerung erheben ist neben dem Stimmengetöse der Gänse und Kraniche auch der dumpfe Flügelschlag der abfliegenden Vögel zu hören (Titel 9). Mit dem anbrechenden Tag verlassen auch die Kraniche nach und nach den Schlafplatz und fliegen in langen Ketten zur Nahrungssuche auf das umliegende Kulturland (Titel 10). Ein Trupp nach dem anderen fliegt ab, der Schlafplatz leert sich, es wird stiller. Einzelne Nachzügler beenden das Schauspiel (Titel 11). Ende Oktober leeren sich die Schlafplätze, die Kraniche ziehen in die Winterquartiere weiter.
Hörproben
- 1. Kranich Brutrevier 1
- 4. Kranich Einflug
- 11. Kranich Abflug